Freitag – Wir lassen nicht locker

Die Klimakrise lässt sich nicht aussitzen! Der Menschheit bleiben nur noch drei Jahre um das 2 Grad Ziel zu retten – das enthüllte vor wenigen Tagen die Gruppe „Scientist Rebellion“ mit einem Teil des IPCC Berichts der erst 2022 erscheinen sollte [tagesschau]. Eigentlich unglaublich, dass diese Nachricht nicht tagelang die Titelseiten füllt.

Um 06:35 Uhr geht es ganz schnell: drei Swarmings auf den Zufahrtsstraßen halten den Verkehr auf, zwei Lastwägen fahren auf die Kreuzung vor dem Brandenburger Tor, 2m hohe Bienenwaben und Tripods werden ausgeladen und aufgestellt. Währenddessen erklimmt eine Gruppe von sechs Aktivist:innen das Brandenburger Tor. Bezugsgruppen ketten und kleben sich an die zwei Lastwägen und vier Tripods, sechs Menschen steigen auf das Dach des einen Lasters.

So hätte es eigentlich Montag laufen sollen und obwohl alle Skulpturen und Strukturen für diese Aktion von den Berliner Behörden konfisziert wurden, sind wir wieder hier. Aus Verzweiflung. Unsere Regierung hat uns im Stich gelassen. Sie hat völlig dabei versagt, Klimapolitik so zu gestalten, dass die Freiheiten jetziger und zukünftiger Generationen geschützt werden. Man könnte sagen, das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Aufsehen erregenden Urteil deutlich gemacht, dass Berlin die Zukunft der Kinder verzockt: „Die Schonung künftiger Freiheit verlangt auch, den Übergang zu Klimaneutralität rechtzeitig einzuleiten.“

Stefan Müller
Stefan Müller

Es ist absurd, denn wir haben es als Gesellschaft, als Gemeinschaft in der Hand. Wir können eine lebenswerte Zukunft gestalten, aber dafür braucht es Mut zur Veränderung und Anpassung. Die Aktivist:innen auf dem Platz treten für eine Politik ein, die mit die größte Krise und Katastrophe der Menschheit nicht einfach verschläft. Sie haben alles versucht: Wissenschaftliche Berichte geschrieben, auf Konferenzen gewarnt, Klimagipfel abgehalten, Petitionen und Demonstrationen organisiert. Aber die Politik schläft oder verzockt für Profite und Wahlergebnisse wissentlich die Zukunft der eigenen Kinder.

Sebastian Höhn
Stefan Müller

Es sind viele junge Menschen, aber auch ältere Semester vertreten. Für sie alle ist es keine Option, aufzugeben oder locker zu lassen. Sie haben bereits einige anstrengende Tage hinter sich und doch ketten sie sich wieder an, steigen auf ein Dach, Gerüst und sogar das Brandenburger Tor. Oder sind einfach früh aufgestanden und wieder in Aktion. Diese Energie und Ausdauer ist beeindruckend, Pausen zu machen und nachhaltig 🌱 zu arbeiten umso wichtiger.

Stefan Müller
Stefan Müller

Die Gruppe auf dem Tor zieht immer wieder mit Rauchfahnen, Megafon und einer Regenbogenfahne die Blicke auf sich. „Danke, dass ihr oben seid“ wird mit „Danke, dass ihr unten seid“ erwidert.

Stefan Müller
Sebastian Höhn
Sebastian Höhn

Auf den 6m hohen Tripods sitzt jeweils ein Mensch, unten haben sich Bezugsgruppen angeklebt. Die Konstruktion erlaubt es aufgrund der Hebelwirkung nicht, Menschen ohne Risiko durch Absenken der Stangen herabzulassen. Leider macht die Polizei genau diesen Fehler und ein Aktivist stürzt unsanft zu Boden. Eigentlich müssten hier Hebebühnen eingesetzt werden.

Sebastian Höhn
Simon Scheurer
Simon Scheurer

Gegen 10:40 Uhr ist der letzte Tripod geräumt, gegen 10:55 Uhr werden Aktivist:innen vom Brandenburger Tor unter großem Jubel und Zuspruch in die „Bearbeitungsstraße“ geführt. Dort nimmt die Polizei die Personalien auf oder Menschen auch in Gewahrsam, falls sie dies verweigern oder ein höheres Strafmaß vorliegt.

Die restlichen Menschen auf der Kreuzung werden langsam aber sicher hinter eine Absperrung Richtung Brandenburger Tor begleitet, dort findet ein spontanes Die In statt.

funkify
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Die Stimmung auf dem Platz ist gut – vieles hat dieses Mal geklappt und es ist schön, sich mit allen an einem Ort zu versammeln anstatt mehrere Blockaden gleichzeitig zu veranstalten. 

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Schlüssel zur Zukunft

Die Psychologists for Future übergeben gegen 12:30 Uhr einen riesigen Schlüssel symbolisch direkt vor dem Bundestag. Der Schlüssel besteht aus den sieben Aspekten der nötigen Treibhausgasreduktion zur Einhaltung der 1,5°C Grenze. Die Teile werden von den Red Rebels feierlich und dramatisch vor dem Parlament zusammengebaut und dann als ganzer Schlüssel präsentiert. Auf den Puzzleteilen ist zu lesen: Verkehrswende, Agrarwende, Energiewende, Bauwende, Konsumwende, Industriewende, Grundgesetzänderung. Der Schlüssel fordert die Politik auf, jetzt neue Räume aufzuschließen.

Die anschließenden Reden rufen zu Geschlossenheit der Klimabewegungen und zum schnellen, entschlossenen Handeln von Politiker:innen und Entscheidungsträger:innen auf. Die technischen Lösungen, gesetzlichen Regelungen und in weiten Teilen der Bevölkerung die Bereitschaft zu Veränderungen und neuer Solidarität und Wertewandel sind längst vorhanden!

Animal Rights Watch e.V. (ARIWA) Mahnwache

Die Tierindustrie ist ein großer Verusacher der Klimakrise. ARIWA hat gegen 15:00 eine Mahnwach vor dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgebaut um auf das Artensterben, sowie das systematische Massensterben in den Schlachthäusern dieser Welt aufmerksam zu machen.

Marschallbrücke

Um 18:00 wird die Marschallbrücke direkt nebem dem ARD Hauptstadtstudio blockiert, um 20:00 beginnt die Polizei mit der Räumung. Alles läuft ruhig und friedlich ab, gegen 21:15 ist die Brücke wieder frei.

Mathias Rohr
Mathias Rohr

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